„Galliarde“ – Versionsunterschied

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Die '''Gaillarde''' oder '''Galliarde''' (zu französisch ''gaillard'', ‚fröhlich‘, ‚munter‘; bzw. als italienisch ''Gagliarda'', eingedeutscht '''Gagliarde''', zu italienisch ''gagliardo'', ‚kraftvoll‘; spanisch ''Gallarda'', englisch ''Galliard'')<ref>[[Konrad Ragossnig]]: ''Handbuch der Gitarre und Laute.'' Schott, Mainz 1978, ISBN 3-7957-2329-9, S. 109.</ref> war ein ab dem 15. Jahrhundert in Frankreich verbreiteter [[Historischer Tanz|Tanz]] im schnelleren [[Tripeltakt|Dreiertakt]], als Springtanz und (meist) fröhlicher, lebhafter Nachtanz<ref>[[Adalbert Quadt]]: ''Lautenmusik aus der Renaissance.'' Nach Tabulaturen hrsg. von Adalbert Quadt. Band 1 ff. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1967 ff.; 4. Auflage ebenda 1968, Band 2, Einführung.</ref> (vgl. [[Allemande]]) häufig in Kombination mit einem langsameren Schreittanz (vgl. [[Pavane]]) bzw. [[Reigen (Tanz)|Reigentanz]] in geradem Takt<ref>Hans Dagobert Bruger (Hrsg.): ''Pierre Attaignant, Zwei- und dreistimmige Solostücke für die Laute.'' Möseler Verlag, Wolfenbüttel/Zürich 1926, S. 32.</ref> gepaart. Als Tanzpaar [[Pavane]] – Galliarde ein Kernsatz der instrumentalen [[Suite (Musik)|Suite]], wurde sie später von der [[Courante]] dort abgelöst.
Die '''Galliarde''' oder '''Gaillarde''' (zu {{frS|gaillard}}, ‚fröhlich‘, ‚munter‘; bzw. als {{itS|Gagliarda}}, eingedeutscht '''Gagliarde''', zu italienisch ''gagliardo'', ‚kraftvoll‘; {{esS|Gallarda|en=Galliard}})<ref>[[Konrad Ragossnig]]: ''Handbuch der Gitarre und Laute.'' Schott, Mainz 1978, ISBN 3-7957-2329-9, S. 109.</ref> war ein im 16. Jahrhundert in weiten Teilen Europas verbreiteter [[Historischer Tanz|Tanz]] im schnelleren [[Tripeltakt|Dreiertakt]]. Meist als eigenständige Tanzform ausgeführt, wurde sie aber auch häufig als lebhafter Nachtanz<ref>[[Adalbert Quadt]]: ''Lautenmusik aus der Renaissance.'' Nach Tabulaturen hrsg. von Adalbert Quadt. Band 1&nbsp;ff. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1967&nbsp;ff.; 4. Auflage ebenda 1968, Band 2, Einführung.</ref> nach einer [[Pavane]] in geradem Takt<ref>Hans Dagobert Bruger (Hrsg.): ''Pierre Attaignant, Zwei- und dreistimmige Solostücke für die Laute.'' Möseler Verlag, Wolfenbüttel/Zürich 1926, S. 32.</ref> getanzt. Als Tanzpaar Pavane – Galliarde ein Kernsatz der frühen instrumentalen [[Suite (Musik)|Suite]] (im 16. Jahrhundert), wurde sie im 17. Jahrhundert von der [[Courante]] dort abgelöst.


Die Gaillarde verbreitete sich zu Ende des 15. Jahrhunderts an vielen europäischen Höfen. In den Tanzbüchern des 16. Jahrhunderts (deren Tänze auch in nur durch Noten überlieferten Instrumentalstücken zu finden sind z. B. von bzw. bei [[Pierre Attaingnant]] (1529),<ref>Hubert Zanoskar (Hrsg.): ''Gitarrenspiel alter Meister. Original-Musik des 16. und 17. Jahrhunderts.'' Band 1. B. Schott’s Söhne, Mainz 1955 (= ''Edition Schott.'' Band 4620), S. 8 f.</ref><ref>Hans Dagobert Bruger (Hrsg.): ''Pierre Attaignant, Zwei- und dreistimmige Solostücke für die Laute.'' Möseler Verlag, Wolfenbüttel/Zürich 1926, S. 2, 16, 20 f., 27, 32 und 34 f.</ref> [[Pierre Phalèse]] (Löwen, 1570),<ref>[[Heinz Teuchert]] (Hrsg.): ''Meister der Renaissance'' (= ''Meine ersten Gitarrenstücke.'' Heft 3). G. Ricordi & Co. Bühnen- und Musikverlag, München 1971 (= ''Ricordi.'' Sy. 2201), ISBN 978-3-931788-33-9, S. 9.</ref> [[Anthony Holborne]] und [[Alonso de Mudarra]] (Sevilla, 1546)<ref>Frederick Noad: ''The Renaissance Guitar.'' (= ''The Frederick Noad Guitar Anthology.'' Teil 1) Ariel Publications, New York 1974; Neudruck: Amsco Publications, New York /London/Sydney, UK ISBN 0-7119-0958-X, US ISBN 0-8256-9950-9, S. 51 und 84.</ref><ref>[[Siegfried Behrend]] (Hrsg.): ''Altspanische Lautenmusik für Gitarre'' (= ''Alte Europäische Lautenmusik für Gitarre.'' Heft 5). Musikverlag Hans Sikorski, Hamburg 1959 (= ''Edition Sikorski.'' Nr. 527), S. 3 f.</ref> oder [[John Dowland]] – Vgl. auch ''[[Orchésographie]]'' von [[Thoinot Arbeau]]) werden eine Fülle von Variationen dieses Tanzes beschrieben. Grundschritt ist der ''cinque-pas'' (deutsch: fünf Schritte), bestehend aus vier kleinen Sprüngen, abwechselnd vom linken auf den rechten Fuß, wobei der jeweils andere Fuß in der Luft nach vorn geführt wird. Der fünfte Abschlussschritt – man führt den vorderen Fuß in einem größeren Sprung nach hinten und setzt ihn schräg versetzt ab – heißt Kadenz. Die Gaillarde wurde sowohl solistisch als auch mit Partner getanzt, im höfischen Kontext immer mit Partner.
Die Galliarde wird erstmals Ende des 15. Jahrhunderts in einer Schrift des Dichters Vincenzo Calmeta erwähnt<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Barbara Sparti |Titel=Lutio Compasso: Ballo della Gagliarda |Verlag="fa-gisis" Musik- und Tanzedition Uwe. W. Schlottermüller |Ort=Freiburg |Datum=1995 |ISBN=3-931344-00-2 |Seiten=Einführung, S. 7}}</ref>. Im Laufe des 16. Jahrhunderts verbreitete sie sich in Italien, Frankreich, England, Deutschland und anderen Regionen. In Musikquellen taucht die Gaillarde erstmals in unveröffentlichten italienischen Lautentabulaturen um 1520 auf<ref name=":0" />. In den nächsten Jahrzehnten erschienen zahlreiche Sammlungen von Instrumentalstücken, die Gaillarden enthalten, z.&nbsp;B. bei [[Pierre Attaingnant]] (1529),<ref>Hubert Zanoskar (Hrsg.): ''Gitarrenspiel alter Meister. Original-Musik des 16. und 17. Jahrhunderts.'' Band 1 (= ''Edition Schott.'' Band 4620). B. Schott’s Söhne, Mainz 1955, S. 8&nbsp;f.</ref><ref>Hans Dagobert Bruger (Hrsg.): ''Pierre Attaignant, Zwei- und dreistimmige Solostücke für die Laute.'' Möseler Verlag, Wolfenbüttel/Zürich 1926, S. 2, 16, 20&nbsp;f., 27, 32 und 34&nbsp;f.</ref> [[Pierre Phalèse]] (''Hortulus Cytharae.'' Löwen 1570),<ref>[[Heinz Teuchert]] (Hrsg.): ''Meister der Renaissance'' (= ''Meine ersten Gitarrenstücke.'' Heft 3 = ''Ricordi.'' Sy. 2201). G. Ricordi & Co. Bühnen- und Musikverlag, München 1971, ISBN 3-931788-33-4, S. 9.</ref><ref>[[Adalbert Quadt]] (Hrsg.): ''Gitarrenmusik des 16.–18. Jahrhunderts.'' Nach Tabulaturen hrsg. von Adalbert Quadt. Band 1–4. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1970&nbsp;ff.; 2. Auflage ebenda 1975–1984, Band 1, S. 5 (''Gagliarde'' als Nachtanz zur ''Pavane des bouffons''), 6 (2&nbsp;Gagliarden) und 58.</ref> [[Anthony Holborne]] und [[Alonso de Mudarra]] (Sevilla, 1546)<ref>Frederick Noad: ''The Renaissance Guitar'' (= ''The Frederick Noad Guitar Anthology.'' Teil 1). Ariel Publications, New York 1974; Neudruck: Amsco Publications, New York / London / Sydney, UK ISBN 0-7119-0958-X, US ISBN 0-8256-9950-9, S. 51 und 84.</ref><ref>[[Siegfried Behrend]] (Hrsg.): ''Altspanische Lautenmusik für Gitarre'' (= ''Alte Europäische Lautenmusik für Gitarre.'' Heft 5 = ''Edition Sikorski.'' Nr. 527). Musikverlag Hans Sikorski, Hamburg 1959, S. 3&nbsp;f.</ref> oder [[John Dowland]].


Grundschritt ist der ''cinque-pas'' oder ''cinque passi'', (deutsch: fünf Schritte), bestehend aus vier kleinen Sprüngen, abwechselnd vom linken auf den rechten Fuß, wobei der jeweils andere Fuß in der Luft nach vorn geführt wird. Der fünfte Abschlussschritt ist ein größerer Sprung, bei dem man den vorderen Fuß nach hinten führt und auf beiden Beinen landet (italienisch cadenza, französisch: sault majeur). Die Galliarde wurde sowohl solistisch als auch mit Partner getanzt. Charakteristisch für die Gaillarde sind die ausführlichen Variationen des Grundschritts, die improvisatorisch vor dem Partner bzw. dem Publikum gezeigt wurden. In den Tanzbüchern des 16. Jahrhunderts, insbesondere den Büchern von Compasso Negri, Santucci, Lutij und Lupi werden hunderte solcher Schrittvariationen (im Italienischen ''mutanze'' genannt) beschrieben<ref>{{Literatur |Autor=Barbara Sparti |Titel=Ercole Santucci Perugino: Mastro da Ballo 1614 |Verlag=Georg Olms Verlag |Ort=Hildesheim / Zürich / New York |Datum=2004 |ISBN=3-487-12683-4 |Seiten=Einführung, S. 6 ff.}}</ref>.
Begeisterte Gaillarde-Tänzer waren zum Beispiel Königin [[Elisabeth I.]] von England,<ref>Das schrieb ein Höfling um Weihnachten 1589. Siehe: John E. Neale, ''Elisabeth I. - Königin von England'', München: Diederichs, 1994, S. 361.</ref> und in Spanien Don [[Juan José de Austria]].


Wesentliche Tanzquellen zur Gaillarde sind:
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* 1560: [[Lutio Compasso]]: ''Ballo della Gagliarda, Florenz''
Als Hörbeispiel eine Gagliarde aus der Sammlung von Pierre Attaignant:
* 1581: [[Fabritio Caroso]]: ''Il Ballarino'', Venedig
* 1588: [[Thoinot Arbeau]]: ''[[Orchésographie]]'', Lengres
* 1589: Prospero Lutij: ''Opera Bellissima nella quale si contengono molte partite, et passeggi di Gagliarda'', Perugia.
* 1600: Livio Lupi: ''Mutanze di Gagliarda, Tordiglione, Passo e Mezzo, Canari...'', Palermo, (erweiterte Neuauflage unter verändertem Titel: ''Libro di Gagliarda, Tordiglione...'', 1607).
* 1602: [[Cesare Negri]]: ''Le Gratie d'Amore'', Mailand (Neuausgabe unter verändertem Titel: ''Nuove Inventioni di Balli'', Mailand 1604).
* 1614: [[Ercole Santucci]]: ''Mastro da Ballo''; Manuskript. Faksimile-Edition: Georg Olms Verlag, Hildesheim, 2004


Von Königin [[Elisabeth I.]] von England wird berichtet, dass sie noch in fortgeschrittenem Alter als regelmäßige morgendliche Übung sechs bis sieben Galliarden getanzt habe.<ref>Das schrieb ein Höfling um Weihnachten 1589. Siehe: John E. Neale: ''Elisabeth&nbsp;I. – Königin von England''. Diederichs, München 1994, ISBN 3-424-01226-2, S. 361.</ref><ref>Katherine Butler: ''Music in Elizabethan Court Politics.'' Boydell & Brewer, Woolbridge 2015, ISBN 978-1-84383-981-1, S. 51, {{Google Buch |BuchID=IJmfBwAAQBAJ |Seite=51 |Hervorhebung=galliards}}.</ref> Der spanische Feldherr Don [[Juan de Austria]] soll während der [[Schlacht von Lepanto]] im Angesicht des Feindes mit zwei anderen Nobelherrn eine Galliarde getanzt haben.<ref>Nic Fields: ''Lepanto 1571: The Madonna's Victory.'' Pen and Sword Maritime, Barnsley 2021, ISBN 978-1-5267-1651-4, {{Google Buch |BuchID=GcktEAAAQBAJ |SeitenID=PT222 |Hervorhebung="Don Juan reportedly danced a galliard"}}</ref>
{{Audio|01GagliardeXXIIAttaignant.ogg|Gagliarde XXII bei Attaignant}}

[[Datei:GalliardeVonAttaignant.gif|mini|zentriert|500px|Galliarde, um 1530]]

== Literatur ==
* Mareike Greb: ''Die Gaillarde und ihr Erbe : ein Palimpsest eines Renaissancetanzes.'' VDM, Saarbrücken 2008, ISBN 978-3-8364-8223-3.
* {{MGG2|Verfasser=Michael Lutz|Lemma=Galliarde|Band=S3|SpalteVon=989|SpalteBis=998|ID=mgg15411}}
* Barbara Sparti: Einführung zu ''Ercole Santucci Perugino: Mastro da Ballo'', 1614. Georg Olms Verlag, Hildesheim, 2004, ISBN 3-487-12683-4


== Weblinks ==
== Weblinks ==
Youtube-Filme:
Youtube-Filme:
* [https://www.youtube.com/watch?v=9GGSboQ8Snk Renaissancetanz 1: Gagliarda. Tänzer des Ensembles "Vento del tempo"]
* {{YouTube|id=9GGSboQ8Snk|titel=Renaissancetanz 1: Gagliarda. Tänzer des Ensembles „Vento del tempo“.}}
* [https://www.youtube.com/watch?v=ivvx_4NWpfo Renaissancetanz 2: Gagliarda von Praetorius 1612. Tänzer von Floripari, Krakau]
* {{YouTube|id=ivvx_4NWpfo|titel=Renaissancetanz 2: Gagliarda von Praetorius 1612. Tänzer von Floripari, Krakau}}
Anderes:
Anderes:
* {{Webarchiv | url=http://www.renaissance-amboise.com/dossier_renaissance/ses_arts/musique_renaissance/les_danses_de_la_renaissance.php | wayback=20080120120154 | text=Ausführliche Website über Renaissancetänze}} (französisch)
* {{Webarchiv |url=http://www.renaissance-amboise.com/dossier_renaissance/ses_arts/musique_renaissance/les_danses_de_la_renaissance.php |text=Ausführliche Webseite über Renaissancetänze. |wayback=20080120120154}} renaissance-amboise.com (französisch)


== Anmerkungen ==
== Anmerkungen ==
<references />
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[[Kategorie:Tanz des westlichen Kulturkreises]]
[[Kategorie:Tanz des westlichen Kulturkreises]]

Aktuelle Version vom 19. August 2023, 10:57 Uhr

Galliarde in der Orchésographie Thoinot Arbeaus
Hörbeispiel: Gagliarde XXII aus der Sammlung von Pierre Attaignant

Die Galliarde oder Gaillarde (zu französisch gaillard, ‚fröhlich‘, ‚munter‘; bzw. als italienisch Gagliarda, eingedeutscht Gagliarde, zu italienisch gagliardo, ‚kraftvoll‘; spanisch Gallarda, englisch Galliard)[1] war ein im 16. Jahrhundert in weiten Teilen Europas verbreiteter Tanz im schnelleren Dreiertakt. Meist als eigenständige Tanzform ausgeführt, wurde sie aber auch häufig als lebhafter Nachtanz[2] nach einer Pavane in geradem Takt[3] getanzt. Als Tanzpaar Pavane – Galliarde ein Kernsatz der frühen instrumentalen Suite (im 16. Jahrhundert), wurde sie im 17. Jahrhundert von der Courante dort abgelöst.

Die Galliarde wird erstmals Ende des 15. Jahrhunderts in einer Schrift des Dichters Vincenzo Calmeta erwähnt[4]. Im Laufe des 16. Jahrhunderts verbreitete sie sich in Italien, Frankreich, England, Deutschland und anderen Regionen. In Musikquellen taucht die Gaillarde erstmals in unveröffentlichten italienischen Lautentabulaturen um 1520 auf[4]. In den nächsten Jahrzehnten erschienen zahlreiche Sammlungen von Instrumentalstücken, die Gaillarden enthalten, z. B. bei Pierre Attaingnant (1529),[5][6] Pierre Phalèse (Hortulus Cytharae. Löwen 1570),[7][8] Anthony Holborne und Alonso de Mudarra (Sevilla, 1546)[9][10] oder John Dowland.

Grundschritt ist der cinque-pas oder cinque passi, (deutsch: fünf Schritte), bestehend aus vier kleinen Sprüngen, abwechselnd vom linken auf den rechten Fuß, wobei der jeweils andere Fuß in der Luft nach vorn geführt wird. Der fünfte Abschlussschritt ist ein größerer Sprung, bei dem man den vorderen Fuß nach hinten führt und auf beiden Beinen landet (italienisch cadenza, französisch: sault majeur). Die Galliarde wurde sowohl solistisch als auch mit Partner getanzt. Charakteristisch für die Gaillarde sind die ausführlichen Variationen des Grundschritts, die improvisatorisch vor dem Partner bzw. dem Publikum gezeigt wurden. In den Tanzbüchern des 16. Jahrhunderts, insbesondere den Büchern von Compasso Negri, Santucci, Lutij und Lupi werden hunderte solcher Schrittvariationen (im Italienischen mutanze genannt) beschrieben[11].

Wesentliche Tanzquellen zur Gaillarde sind:

  • 1560: Lutio Compasso: Ballo della Gagliarda, Florenz
  • 1581: Fabritio Caroso: Il Ballarino, Venedig
  • 1588: Thoinot Arbeau: Orchésographie, Lengres
  • 1589: Prospero Lutij: Opera Bellissima nella quale si contengono molte partite, et passeggi di Gagliarda, Perugia.
  • 1600: Livio Lupi: Mutanze di Gagliarda, Tordiglione, Passo e Mezzo, Canari..., Palermo, (erweiterte Neuauflage unter verändertem Titel: Libro di Gagliarda, Tordiglione..., 1607).
  • 1602: Cesare Negri: Le Gratie d'Amore, Mailand (Neuausgabe unter verändertem Titel: Nuove Inventioni di Balli, Mailand 1604).
  • 1614: Ercole Santucci: Mastro da Ballo; Manuskript. Faksimile-Edition: Georg Olms Verlag, Hildesheim, 2004

Von Königin Elisabeth I. von England wird berichtet, dass sie noch in fortgeschrittenem Alter als regelmäßige morgendliche Übung sechs bis sieben Galliarden getanzt habe.[12][13] Der spanische Feldherr Don Juan de Austria soll während der Schlacht von Lepanto im Angesicht des Feindes mit zwei anderen Nobelherrn eine Galliarde getanzt haben.[14]

Galliarde, um 1530

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Youtube-Filme:

Anderes:

  • Ausführliche Webseite über Renaissancetänze. (Memento vom 20. Januar 2008 im Internet Archive) renaissance-amboise.com (französisch)

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Konrad Ragossnig: Handbuch der Gitarre und Laute. Schott, Mainz 1978, ISBN 3-7957-2329-9, S. 109.
  2. Adalbert Quadt: Lautenmusik aus der Renaissance. Nach Tabulaturen hrsg. von Adalbert Quadt. Band 1 ff. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1967 ff.; 4. Auflage ebenda 1968, Band 2, Einführung.
  3. Hans Dagobert Bruger (Hrsg.): Pierre Attaignant, Zwei- und dreistimmige Solostücke für die Laute. Möseler Verlag, Wolfenbüttel/Zürich 1926, S. 32.
  4. a b Barbara Sparti: Lutio Compasso: Ballo della Gagliarda. "fa-gisis" Musik- und Tanzedition Uwe. W. Schlottermüller, Freiburg 1995, ISBN 3-931344-00-2, S. Einführung, S. 7.
  5. Hubert Zanoskar (Hrsg.): Gitarrenspiel alter Meister. Original-Musik des 16. und 17. Jahrhunderts. Band 1 (= Edition Schott. Band 4620). B. Schott’s Söhne, Mainz 1955, S. 8 f.
  6. Hans Dagobert Bruger (Hrsg.): Pierre Attaignant, Zwei- und dreistimmige Solostücke für die Laute. Möseler Verlag, Wolfenbüttel/Zürich 1926, S. 2, 16, 20 f., 27, 32 und 34 f.
  7. Heinz Teuchert (Hrsg.): Meister der Renaissance (= Meine ersten Gitarrenstücke. Heft 3 = Ricordi. Sy. 2201). G. Ricordi & Co. Bühnen- und Musikverlag, München 1971, ISBN 3-931788-33-4, S. 9.
  8. Adalbert Quadt (Hrsg.): Gitarrenmusik des 16.–18. Jahrhunderts. Nach Tabulaturen hrsg. von Adalbert Quadt. Band 1–4. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1970 ff.; 2. Auflage ebenda 1975–1984, Band 1, S. 5 (Gagliarde als Nachtanz zur Pavane des bouffons), 6 (2 Gagliarden) und 58.
  9. Frederick Noad: The Renaissance Guitar (= The Frederick Noad Guitar Anthology. Teil 1). Ariel Publications, New York 1974; Neudruck: Amsco Publications, New York / London / Sydney, UK ISBN 0-7119-0958-X, US ISBN 0-8256-9950-9, S. 51 und 84.
  10. Siegfried Behrend (Hrsg.): Altspanische Lautenmusik für Gitarre (= Alte Europäische Lautenmusik für Gitarre. Heft 5 = Edition Sikorski. Nr. 527). Musikverlag Hans Sikorski, Hamburg 1959, S. 3 f.
  11. Barbara Sparti: Ercole Santucci Perugino: Mastro da Ballo 1614. Georg Olms Verlag, Hildesheim / Zürich / New York 2004, ISBN 3-487-12683-4, S. Einführung, S. 6 ff.
  12. Das schrieb ein Höfling um Weihnachten 1589. Siehe: John E. Neale: Elisabeth I. – Königin von England. Diederichs, München 1994, ISBN 3-424-01226-2, S. 361.
  13. Katherine Butler: Music in Elizabethan Court Politics. Boydell & Brewer, Woolbridge 2015, ISBN 978-1-84383-981-1, S. 51, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  14. Nic Fields: Lepanto 1571: The Madonna's Victory. Pen and Sword Maritime, Barnsley 2021, ISBN 978-1-5267-1651-4, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche